weltwaerts-Bericht veröffentlicht am 27.10.2010 | >> zurück |
dane beckers |
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Kigali den, 24. Jan. 2011
Nun die ersten Wochen sind rum und es ist Zeit für meinen ersten
weltwärts-Bericht.
Die Vorbereitung:
Die Vorbereitung seitens meiner Organisation empfand ich als gut und
angenehm. Wir waren 20 Jugendliche zwischen 18 und 28 Jahre, die für ein
Jahr nach Ostafrika gehen. Wir hatten zwei Seminare von jeweilig einer Woche in
dem wir Vorträge über die Länder und viele nützliche Themen
vorbereitet haben. Natürlich wurde das ganze begleiten, organisiert und
natürlich ergänzt von Frank, der solivol (also das
weltwärts-Programm von artefact) leitet und organisiert. Ebenso hatten wir
auch Besuche von Afrikanern sowie von einem ehemaligen Freiwilligen.
Neben den paar wichtigen Fakten haben wir natürlich
hauptsächlich uns gegenseitig kennengelernt und schnell eine wie ich finde
gute Community gebildet, in der wir uns gemeinsam gut auf solch großen
Schritt einstellen und vorbereiten können.
Die später persönliche Vorbereitung auf mein Jahr empfand ich
dagegen eher als minimalistisch. Das heißt, neben den ganzen formalen
Dingen (wie Kündigungen, Versichrungen, Impfungen und Co.), Fundraising
und natürlich der Verabschiedung bei allen meinen Verwandten, Kollegen und
Freunden ist nicht viel gelaufen,
was daran liegt, dass ich bis zum 31. August im wöchentlichen
40stündigen Arbeitsverhältnis gegenüber meines Arbeitgebers
stand. Gerne hätte ich mich noch Intensiver mit dem Land und der
Maßnahme auseinandergesetzt, meine Sprachkenntnisse aufgefrischt und mich
nochmal genauer mit GIS (Geodätischen Informationssystemen)
beschäftigt. Dennoch fühlte ich mich aber insgesamt gut Vorbereitet,
als ich am 9. September ins Flugzeug einstieg.
Die ersten Tage:
Nach einem guten Flug von Frankfurt über Addis Abeba zusammen mit
noch den drei andern Freiwilligen kam ich gute Dinge am Freitag, den 10.
September, mittags in Kigali an. Ein riesiges
Empfangskomitee begrüßte uns, darunter Frank, Hannes und Julia
(unsere Vorgänger bei ACNR), Serge (Direktor von ACNR) – und es
begann unser afrikanischen Luxusleben: Gepäck auf den Pickup und ab ins
Restaurant in Kigali mit fetten Büfett. Danach fuhr uns Julia dann ins
Hotel in Nyiariambo. Am gleichen Abend gingen wir noch mit Frank in die Stadt,
wechselten Geld, kauften SIM-Karten, besuchten ein günstiges Cafe (heute
weiß ich, dass es für Kigali wohl er ein überteuertes Cafe war)
mit kostenlosen WLAN, trafen durch Zufall gleich weltwärts-Freiwillige
einer anderen Entsendeorganisation im Supermarkt und gingen später auch
noch in einer Bar mit unseren Vorgängern ein Bier trinken.
Am Samstag haben wir unser neues Zuhause besucht, gingen zum ersten Mal
den morgendlichen Arbeitsweg und schlossen mit Frank und Serge unseren
trilateralen Vertrag.
Unseren ersten Sonntag verbrachten wir mit einem schönen Ausflug.
Mit zwei Jeeps, mit je einem Fahrer und vielen Freunden von Julia und Hannes
fuhren wir auf‘s Land. Wir gewöhnten uns schon mal langsam an die
vielen Mzungu-Rufe der Kinder, und genossen die schöne Landschaft Ruandas
auf einer Bootsfahrt. Später zeigten uns Julia und Hannes einer ihrer
ACNR-Projekte berichteten. Sie erzählten uns von den Problemen bei der
Aufklärung und Überzeugung der Bauern, dass zum Erosionsschutz der
Anbau
Montag war unser erster Arbeitstag. Vorher wurden wir aber
noch vom Serge Fahrer im Hotel abgeholt, und wir zogen noch eben in unserem
neuen Zuhause ein. Im Büro wiesen Julia und Hannes uns in Ihr
Klimawandelbildungsprojekt ein. Das ist ein Workshop, welchen sie selbst ins
Leben gerufen haben, den sie in den Natur-Club’s der verschiedenen
Sekundarschulen anbieten.
Mittlerweile fuhren wir dann auch mit den Bussen, lernten
das leckere Mittagsbuffet im Sozial-Ministerium und Lydia (die Marktfrau, beim
kleinen aber nahegelegenen Markt) kennen, haben auch endlich mal normal
gekocht, waren im Goethe-Institut auf ein Konzert zweier Berliner (Saxophon und
Klarinette), machten uns bekannt bei unserer Vermieterin und haben abends auf
einem Primus mit Frank letzte Orga-Punkte geklärt und ihn nun endlich auch
verabschiedet.
Die ersten Eindrücke waren, wie es auch zu erwarten war, recht
überwältigend. Recht befremdlich und erschreckend empfand ich es zu
Beginn, dass nach Einbruch der Dunkelheit in Kigali alle paar Meter bewaffnete
Soldaten stehen und so für Sicherheit dienen. Schade ist natürlich,
dass es am Äquator schon ab 18:00 Uhr dunkel wird, aber dafür sind
die Temperaturen hier in Kigali sehr angenehm.
Ich erinnere mich noch gut an die Aussage von Hannes, dass der Bier-,
Cola- und Pommes-Konsum in Kigali unvermeidlich ansteige und das
verschränkende war, das er recht hatte. Und so war ich auch sehr
überrascht, welches Luxusleben mich hier in einem Entwicklungsland
begrüßte. Wir aßen in Cafés und Restaurants, bewegten
uns fast ausschließlich mit Motos fort (so nennt man hier die
Motorrad-Taxis), schliefen im Hotel und vieles mehr. Dies war irgendwie nicht
das, auf was ich mich eingestellt habe, und war doch recht froh, wie sich in
den späteren Tagen mehr oder weniger sich ein Alltag gebildet hatte, der wohl
vergleichsweise hier immer noch eher dem der Wohlhabeneren gleichkommt, aber
doch schon mehr dem entspricht, was ich mir vorgestellt habe und nicht mehr
moralische Gewissenskonflikte auslöst.
Mein neues Zuhause:
Mein Neues Zuhause ist ein nettes schönes geräumiges Haus im
südlichen Teil von Kacyiru, einem netten Viertel in Kigali, ca. 10
Autominuten von der Innenstadt entfernt. Während im nördlichen Teil
Kacyirus sich hauptsächlich Ministerien, Hilfsorganisationen, Botschaften
und andere edlen Grundstücke befinden, leben im südlicheren Teil eher
die Mittelklasse bis Ärmeren. Unsere Wohngemeinschaft – ich wohne
mit meinen beiden Mitfreiwilligen Karolin und Till zusammen – hat einen
kleinen aber hübschen Garten, ist rundum mit einer Mauer umgeben und bietet
durch die Hanglage unseres Grundstück (wie eigentlich alle
Grundstücke hier) eine tolle Aussicht auf Kigali. Das Haus ist in das
große Wohnzimmer, einem Badezimmer, einem Flur und vier Räumen,
wovon einer als Küche dient, aufgeteilt. Auffallend ist vor allem die
Pappfigur (lebensgroßer Schauspieler, dessen Namen ich vergessen habe,
mit einem Veltinskasten in der Hand) im Wohnzimmer, die später nochmal als
unser Weihnachtsbaum dienen soll. Es ist mit Strom und Kaltwasser versorgt,
wobei die Stromspannung genau wie der Wasserdruck öfters schwankt und man
das Wasser zum trinken besser filtern oder abkochen sollte. Zum Kochen haben
wir ein komfortablen Gaskocher mit drei Platten, wofür wir alle paar
Monate eine Gasflasche kaufen, und waschen mit der Hand, was bei kalten Wasser
zwar nicht die schönste Arbeit ist, aber wohl immer noch ein recht kleines
übel darstellt.
Angrenzend an unser Grundstück, wohnt unsere Vermieterin in einem
kleineren Haus, die seit dem ihr Mann im Gefängnis sitzt, nicht mehr ihr
eigentliches Haus finanzieren kann. Sie ist eine etwas ältere und
unheimlich liebe Frau, die sich auch um die Beziehung unseres Wassers und
Stromes sowie um die Entsorgung unseres Abfalls kümmert. Sie wohnt
zusammen mit ihren erwachsenen Töchtern und ihrem Enkel Adne. Adne ist ein
kleiner Junge von drei oder vier Jahren der äußerst verspielt aber
auch sehr süß ist und häufig bei uns ist – manchmal kann
er aber auch nerven. Außerdem könnte man noch Annabelle den Hund erwähnen,
der irgendwie glaube ich einen kleinen Knall hat. In unserem Bad, stand noch
einiges zu reparieren an, aber das war mit freundlicher Hilfe durch unsere
Vermieterin durch insgesamt vier Klempnerbesuche erledigt. Große Freude
hatte es mir auch bereitet, als ich am 25. September dann auch endlich mein
eigenes Zimmer beziehen konnte.
Interessant, schön und spannend finde ich, dass sich unsere
Zuhause im letzten Jahr zu einem unheimlich beliebten Ziel für Reisende
entwickelt hat. Unsere Vorgänger haben laut eigener Aussage in ihrem Jahr
sage und schreibe 62 Besucher beherbergt. In den wenigen unseren Wochen, hatten
wir aber auch schon viel Besuch, dazu zählten überwiegend Freiwillige
unsere Entsendeorganisation, die privat oder projektbezogen nach oder über
Kigali gereist sind. Ebenso haben wir auch die ein oder anderen Bekannt- und
Freundschaften in unsere Nachbarschaft geknüpft.
Arbeit:
Meine Arbeitsstelle ist mit Till zusammen die „Association pour
la conservation de
Ursprünglich war zwar eigentlich geplant, dass ich als Erstbesetzung
in die „Association pour
Aber zurück zu meiner nun jetzigen Arbeit. Wir arbeiten montags
bis freitags von ungefähr 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr und haben 18 Urlaubstage,
wobei das hier mit den Arbeitszeiten und den Urlaubstagen doch recht locker
gesehen wird. Unser Chef ist unheimlich nett, macht oft paar kleine Scherze und
ist sehr fürsorglich. Ansonsten arbeiten in unserer Organisation incl.
Praktikanten derzeit noch drei Personen sowie eine Putzfrau und einem Fahrer
mit denen wir uns auch gut verstehen. Nur ist es immer noch ein recht komisches
Gefühl, das morgens immer um uns, zumeist ganz wortlos, rumgeputzt wird.
Im Rahmen eines Klimawandel-Workshop, den unsere
Vorgänger ins Leben gerufen haben, sind wir gleich in unserer erste Woche,
in eine äußerst ländliche Schule gefahren und haben gemeinsam
mit noch zwei Freiwilligen unserer Entsendeorganisation aus Uganda einen
Einblick in das Projekt erhalten, weclhes wir fortführen können. Auf
Grund der mangelnden Englisch-, Französisch- und auch leider sogar
Lesefähigkeiten hatte Phillip von ACNR den Workshop auf Kinyarwanda
durchgeführt. An einem Wochenende hatten wir Besuch von einem
Schüler, der von unserem Projekt gehört hatte. Es stelle sich aber
später raus, dass er nur unsere Unterstützung wollte, für die
Eröffnung seines Environment
Clubs sowie eine Spende für das dafür eingerichtete Konto. Da
ACNR selber nur eigene Projekte mit Projektgeldern durchführt und keine
Projekte fördert, konnten wir ihm nur anbieten, im bei Schreiben von
Anträgen für Projektgelder zu unterstützen. Auch schade ist es,
dass zurzeit der Klimawandel-Workshop nicht fortführbar ist, da
Endeoktober die Schulen hier für den Rest des Jahres zumachen, und
folglich alle Schulen derzeit im Prüfungsstress stehen.
Ansonsten sind wir halt viel im Büro, laden das ein oder
andere auf die Homepage, bzw. den Weblog hoch, lesen einige Proposals und
ähnliches. Ich musste leider feststellen, nachdem ich nun seit fünf
Jahren aus der Schule bin, dass meine Französisch- und Englischkenntnisse
doch schlechter sind, wie ich angenommen habe, was mir bei der zwar auch
wenigen Büroarbeit, doch eher erschwerend ist. Zweimal konnten wir Serge
bei unglaublich spannenden Ausflügen begleiten. Bei dem ersten ging es
auf‘s Land um uns über den Fortschritt des Erosionsschutzprojekts
und noch einiges Andere bei den Bauernbesuchen zu informieren. Bei dem anderen
Ausflug durften wir bei der Eröffnung eines neuen Zentrums und Wanderwegs,
mit einer unglaublichen Brückenkonstruktion, teilnehmen und genossen unser
erstes Mal im Regenwald.
Grundsätzlich ist ACNR auch unglaublich vernetzt, und
wir lernen andauert neue Leute kennen, die ich mir zugegeben nie lange behalten
kann. Einmal im Monat dürfen wir an einem Meeting oder Präsentation
im Rwanda Development Board teilnehmen. Leider konnte mir Serge immer noch
nicht mir den Kontakt mit einem lokalen GIS-Experten herstellen und irgendwie
mir auch noch nicht erklären, wofür das überhaupt angewendet
werden soll. Ich bin mal gespannt, ob das überhaupt nochmal was dieses
Jahr wird.
Zusammengefasst fühle ich mich auf der Arbeit zwar
sehr wohl und komme mit allen sehr gut zurecht, bin aber immer noch
äußerst unproduktiv.
Sprachkurs:
Zuerst haben wir uns auf die Suche nach einem guten Lehrer für
Kinyarwanda gemacht. Tipps und Adressen bekamen wir von allen Seiten, jeder
meinte irgendwie, dass er einen kennen würde oder uns glatt selber
unterrichten könne.
Zuerst sind wir dem Tipp von Serge gefolgt und hatten eine Verabredung
mit der Koordinatorin vom “Club Spic“, die von ihren
Erzählungen auf einen guten Unterricht hoffen lies. Um artefact von den
hohen Kosten von 10.000,- RWF pro Stunde zu entlasten, haben wir die
Doppelprobestunde gemeinsam mit vier weiteren Freiwilligen von anderen
Entsendeorganisationen gemacht und bekamen hierfür sehr netter Weise auch
einen Raum bei der Rheinland-pfälzischen-Ruandischen Partnerschaft zur
Verfügung gestellt. Leider waren wir alle doch enttäuscht von dem
Unterricht: Der Lehrer war absolut unvorbereitet und hatte noch nicht mal
Papier oder einen Stift dabei. Er schrieb die Wörter nur auf Nachfrage auf
und lies uns nur wenig, und dann äußerst unkoordiniert, die
Wörter und Sätze wiederholen.
So entschlossen wir uns, einen neuen Lehrer auszuprobieren und trafen
uns mit einem Sprachlehrer, den uns ein Arbeitskollege von Karo empfohlen
hatte. Er ist Radiojournalist sowie Sprachlehrer und hatte wohl schon
öfters Erfahrung Weiße zu unterrichten. Er kostet auch nur 100.000,-
RWF pro Monat, was ungefähr 12.000,- pro Doppelstunde entspricht. Mit der
Probestunde, diesmal nur zu viert, waren wir zufrieden und entschlossen uns
gemeinsam mit Sven, einem weltwärts-Freiwilligen vom Deutschen
Entwicklungsdienst, der mit Karo in der gleichen Organisation arbeitet, ihn ab
sofort als unseren neuen Sprachlehrer anzunehmen.
Wir haben jetzt jeden Montag- und Donnerstagabend eine Doppelstunde
Kinyarwanda-Unterricht bei uns zu Hause. Der Sprachlehrer ist motiviert und
vorbereitet, schreibt die Wörter auf, wiederholt immer sehr viel, versucht
viel Kommunikation auf Kinyarwanda mit uns zu führen, erklärt die ein
oder anderen Zusammenhänge sowie Satzbildungen und gibt uns auch
Hausaufgaben auf.
Nach dem Unterricht betet er immer einmal (er ist muslimischen
Glaubens) und hat uns sogar letzte Unterrichtsstunde zu seiner Hochzeit
eingeladen, wo wir natürlich schon sehr drauf gespannt sind.
Visum:
21. Sep.: Wir waren alle gemeinsam beim Immigration
Office, im Glauben alle notwendige dabei zu haben. Es fehlte ein Schreiben, in
der unsere Organisation das Immigration Office drum bittet, uns ein Visum
auszustellen. Außerdem wurde angemeckert, dass im trilateralen Vertrag zu
einem kein Stempel von artefact zu sehen war und nicht der Name von Frank
eingedruckt war.
13. Okt.: Neuer Versuch und diesmal war alles ok, in
drei Tagen sollte das Visum dann fertig sein.
19. Okt.: Laut SMS-Abfrage (man kann per SMS und seinem
zugeteilten Code den Bearbeitungsstatus abfragen) sollte ich nun meinen
persönlichen Vertrag vorbeibringen. Ich habe ihnen erklärt, dass ich
diesen bereits abgegeben hätte, was sie dann auch nach kurzer Prüfung
akzeptiert haben, in zwei Tagen wäre es fertig.
20. Okt.: Martin,
der mittlerweile schon seit zwei Wochen und häufigen Vertrösten auf
sein Visum wartet (und seit dem folglich ja auch kein Reisepass hat), wollte
sein Visum abholen, wobei sich rausstellte, dass er mit mir verwechselt wurde.
Nun ja, mein Visum war somit schon mal fertig, bloß noch nicht in meinem
Besitz.
21. Okt.: Glücklich ging ich also zum Immigration
Office um meinen Pass mit dem Visum abzuholen. Man erklärte mir, das sie
donnerstags nur bis 15:00 Uhr auf hätten, und mir folglich jetzt (15:06)
nichts mehr tun könnten, was sie darauf auch mal spontan den zwei Leuten
erklärten, die bereits ein halbe Stunde da warteten.
22. Okt.: „Schacka“, ich habe endlich mein Visum, und das sogar trauriger
Weise als Erster.
Mein Leben in einer fremden
Kultur:
Unglaublich, die Zeit vergeht echt rasend schnell, und ich habe schon
viel erlebt.
So wurden wir zum Abschied unserer Vorgänger von unserem Chef zum
Essen eingeladen, wo einen sehr schönen Abend im „Car Wash“
verbrachten, wo sich auch wieder zeigte, wie cool und lustig unser Chef ist.
Außerdem waren wir auch noch bei zwei einheimischen Freunden von unseren
Vorgängern sehr lecker essen, aber es sind auch mal öfters einige
Freunde bei uns. Das Nachtleben durfte ich natürlich auch schon kennen
lernen, so war ich einmal im dem in Reiseführen so oft erwähntem
„New Cadilek“, was eher eine Enttäuschung war, oder habe mich
mit Martin zusammen von Rwandern in Pool-Billard abziehen lassen.
Natürlich trifft man sich natürlich auch mal öfters mit anderen
Freiwilligen, was natürlich auch immer sehr schön ist,
Gesprächsstoff gibt’s natürlich zwangsläufig genug, so in
der neuen Kultur und neuen Arbeit. Dieses Wochenende haben wir z. B. uns bei
einer Freiwilligen in Gitarama verabredet, so wieder einen neuen Ort
kennengelernt, und haben mein ersten Gottesdienst hier besucht. Kurz
erwähnen möchte ich natürlich auch das Mützig-Fest und den
Empfang beim deutschen Botschafter anlässlich 20 Jahre Mauerfall. Beide
Veranstaltungen haben sehr viel Spaß bereitet, und man traf
natürlich wieder unzählige andere weltwärts-Freiwillige. Nach
dem deutschen Empfang schlug es uns auch noch in einen Club, wo sich mein
Eindruck vom Nightlife sich um ein vielfaches verbessert hatte, man muss
einfach nur wissen wo man hin gehen soll. Natürlich steht aber auch so
was, wie mal irgendwo was lecker essen oder trinken, auf dem Programm. Soweit
mal ganz zusammengekürzt was alles so passiert ist.
Interessant finde ich die Preise in diesem Land. In Kigali ist
grundsätzlich alles teurer, wobei die Lebenshaltungskosten verglichen mit
Deutschland immer noch sehr gering sind. Grundsätzlich kann man sagen,
dass alles was man nicht zwangsläufig zum Leben braucht und nicht in
Ruanda selber angebaut oder produziert wird extrem teuer ist, während das
regionale Gemüse hier fast gar nichts kostet. Ebenso sind hier die
Dienstleistungskosten sehr gering. Sehr krass ist natürlich hier
auch die Schere zwischen reich und arm. So gehe ich morgens immer bei unseren
Nachbarn vorbei, die zum Teil echt nur ein kleines Lehmbauhaus mit
Wellblechdach haben und ein Großteil ihres Lebens, wie auch kochen und
waschen, auf dem ungepflasterten Weg stattfindet. Einige hundert Meter weiter,
sieht man dann die Grundstücke von teilweise mehreren hundert
Quadratmetern und großen modernen Häusern, umringt mit einer hohen
Mauer und persönlichem Wachmann. Teilweise verbirgt sich aber auch hintern
den Mauern und Wänden auf den kleinen unbefestigten steilen Zuwegen echt
nette kleine Grundstücke mit hübschen Garten und schönem Haus,
so wie bei uns.
Die Leute sind hier auch sehr nett, und es ist echt nicht schwer Leute
kennenzulernen, was natürlich teilweise daran liegt, dass einfach viele an
Mzungus interessiert sind. Viele sprechen einem an und wollen gleich ihre paar
Wörter Englisch an uns ausprobieren, besonders die Schulkinder. Das
Problem daran ist, das man als Mzungu als reich gilt, und so wollen sie einem
immer alles verkaufen und beim Handeln fangen sie immer mit einem viel zu hohen
Preis an. Im ländlicheren Gebieten ist es nochmal extremer, das ganze Dorf
ist binnen Sekunden scheinbar über nichts anders mehr am reden, wie
über dich. In der Stadt ist das bedeuten angenehmer, hier kommt es aber
auch mal öfters dazu, dass Kinder einen hinter laufen oder im Bus ganz
begeistert deine Haut anfassen. Andererseits kann man als Weißer
teilweise dafür auch echt nette Vorteile erhalten und genießt
teilweise Vertrauensvorschüsse. Manchmal passiert es aber auch einfach, dass
man mitten auf der Straße nach einem Arbeitsplatz angefragt wird oder
einfach gebettelt wird. Das ist grade bei Kindern und Behinderten ein weniger
angenehmes Gefühl ist, zumal ich grundsätzlich nichts geben
möchte. Man weiß leider ja nie genau was damit passiert und
nachhaltig ist es wohl erst recht nicht. Das ist zwar nicht nett und einfach,
aber immerhin gerecht und konsequent.
Die Regenzeit, die offiziell im Oktober wieder begonnen hat, erweist
sich doch als sehr milde, kurz beschrieben würde ich sie mit drei Schauern
a zwei Stunden und einem Gewitter pro Woche. Ruander sind sehr religiös
und leben ihre viele verschiedene Religionen gerne aus. Überwiegend sind
sie, grade auf dem Land, katholisch. In der Stadt ist aber auch sehr stark der
Islam und viele christliche Konfessionen, wie zum Beispiel Baptisten,
vertreten. So hört man im Radio auch oft Gottesdienste oder in
verschiedenen Stadtvierteln den Muzin rufen, Tischgebete sieht man aber auch
häufiger. Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen, öfters Gottesdienste
zu besuchen.
Sehr verbreitet in Ruanda sind Büfetts, die meist eine große
und leckere Auswahl für wenig Geld bieten, dabei gibt es paar
Kleinigkeiten zu beachten: Getränke sind natürlich nicht im Preis
enthalten, ab dem zweiten Stück Fleisch kostet es extra und man darf sich
nur einmal nehmen. Daher sind die Rwanda geübte Pyramidenbauern, wenn sie
sich ihre Teller voll machen.
Rwander sind recht locker und spontan, was den Alltag auch recht
unkompliziert macht. Anfangs doch recht ungewöhnlich ist das der Körperkontakt,
wie zum Beispiel Händchen halten oder gemeinsames (enges) tanzen, selbst
unter Männern total normal ist. So ist hier generell der Männeranteil
auf den Tanzflächen ausgewogen wenn nicht sogar überwiegend.
Europäer insbesondre die männlichen sind da doch vergleichsweise echt
verklemmt.
Nach den ersten Wochen, kann ich nun doch behaupten mich gut eingelebt
zu haben. Beim Wort „zuhause“ denke ich nicht mehr
zwangsläufig an Deutschland, ich komme gut zurecht, ich fühle mich
sicher, ich weiß wo alles ist und ich fühle mich gut in der neuen
Kultur angekommen und wohl. Grundsätzlich empfinde ich das Leben doch hier
als eher locker und leicht, das aber wohl auch zum Teil daran liegt, dass ich
hier quasi mit meinen jungen 22 Jahren schon zur guten Mittelklasse zählen
darf und dabei kein Terminstress habe wie in Deutschland.
Erstaunlich ist der Mobilfunk in Ruanda, fast das ganze Land ist
abgedeckt, und man kann überall günstig online gehen, ob im
Internetcafés, in Cafés mit WLAN, über Hotspot oder das Mobilfunknetz.
Gesundheitlich geht es mir super, bis auf eine sehr kleine Magenverstimmung vor
paar Wochen, und in meiner Ernährung fehlt mir nichts Gravierendes. Meine
Malariaprofilaxe habe ich eingestellt und meine Sonnenenergie oder ein
Sonnenbrand hat sich auch noch nicht gemeldet, obwohl ich mich noch kein Mal
eingeschmiert habe. Meine beiden imaginären Listen, was ich hier vermisse
und was ich vermissen werde, wenn ich wieder in Deutschland bin, heben sich
doch ganz gut auf und werden von Tag zu Tag noch bedeutungsloser.