Beusch eines Petecost-Gottesdienstes
veröffentlicht am 08.12.2010
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Sonntag 2. Advent
Heute habe ich einen Nachbarn beim Besuch seines Gottesdienstes besucht. So kam ich mit ihm morgens so gegen halb neun in seiner Gemeinde an, es ist eine Pentecost-Gemeinde. Allerdings war mir Pentecost gar kein so großer Begriff, und hielt es für eine ganz normale christliche Freikirche. (Petecost, zu Deutsch Pfingstbewegung, gehört zum evangelikalen Christentum, eine kurze Beschreibung findet sich hier)
Am Anfang war ich sehr positiv angetan, so schmiss sich mein Nachbar echt in Schale und rüstete sich für den Gottesdienst mit der Bibel, einem Stift und einer kleinen Flasche Wasser, ich hatte dagegen nur letzteres zu bieten. Am Eingang begrüßte uns eine nette Dame und brachte uns zu unseren Plätzen, ausgerechnet in der ersten Reihe. Der Raum war schlichter, großer, fast quadratischer Raum, der mit vielen Tüchern dekoriert war. Vorne war eine Art Bühne und im Raum waren Plastikstühle aufgestellt. Da es noch nicht mal ein Kreuz gab, erinnerte mich der Raum, doch eher an einen Veranstaltungsraum für irgendeine Fete. Dies hatte mich jetzt aber gar nicht so überrascht, da mein Nachbar mir schon erzählt hatte, dass sie sich nicht bekreuzigen würden. Vorne hingen noch zwei Fahnen, die mir aber erst später aufgefallen waren: Eine Ruandische und eine Israelische Nationalflagge.
Nun als wir nun also den Raum betraten ging vorne auf der Bühne schon richtig die Post ab, ein Gospelchor sorgte für gute Stimmung und die Leute sangen, wippen und tanzten mit. So gegen 9:00 Uhr kam der Gemeindeleiter (jedenfalls glaube ich, dass er das war) und begrüßte alle ganz herzlich, insbesondere mich als Neuling, der erst mal beklatsch wurde, und wünschte uns gefühlte 35 Mal Gottes Segen in einer grade mal zweiminütigen Ansprache, in dem er den "Gottesdienst" eröffnete. Ich habe Gottesdienst bewusst in Anführungszeichen gesetzt, da er mit Unterricht besser definiert wäre.
Nun diesen hielt eine Frau auf Englisch, während aber ein Andere ins Kinyarwanda übersetzte. (Die Gemeinde hält jeden Sonntagmorgen zwei Gottesdienste, den ersten in Englisch, und den Zweiten in Kinyarwanda). Also die Frau erzählte halt viel von Jesus, unseren Erlöser, von dem Land wo Milch und Honig fließt, dass er uns zurück kaufen wird und uns wieder dieses Land zurückgeben wird. Dazu ließ sie mehrmals passende Bibelstellen von den Gemeindemittgliedern vorlesen. Leider war ihr Englisch echt nicht gut, und zur Unterstreichung der Wichtigkeit ihrer Thesen nutzte sie doch die allzu beliebte Methode des Schreiens und des wilden herum Wedelns mit dem Mikrophon. Kritisch wurde es immer wenn das Schreien sich mit der eigentlichen Anwendung des Mikrophons kombinierte, zumindest in der ersten Reihe. Zustimmen ließ sie sich immer mit einem Ruf "Halleluja" worauf alle mit "Amen" antworteten. Während dieses Vortrages machten sich die Leute immer ganz angeregt Notizen in ihre Bibel.
Nun gut, im Anschluss schloss der Gemeindeleiter wieder den Gottesdienst und lud ein entweder ein, an hier dran anschließenden Gottesdienst teilzunehmen oder eben beim herausgehen im Spendenkorb eine Kollekte zu hinterlassen.
Bei allem Respekt anderen Religionen und Konfessionen, war ich von diesem Gottesdienst äußerst erschrocken und sehe dem "Jesus wird uns unser Land wieder zurück geben" äußerst kritisch gegenüber, da hiermit Israel gemeint war und das (meiner Meinung nach) nicht gerade zur globalen Völkerverständigung beiträgt.
Mein Nachbar hat sich danach noch sehr über die Predigerin aufgeregt, da sie den Gottesdienst echt schlecht gehalten hätte und ihr Englisch echt schlecht wäre, hat jedoch ihre Aussage in keinen Punkt kritisch entgegen gesehen, im Gegenteil - schade.