vierte Adventswoche und Amanis Hochzeit
veröffentlicht am 25.12.2010
|
>> zurück
|
Vierte Adventswoche
Es war voll – gleich dreifacher Besuch aus unserer Ausreisegruppe: Basti
aus Tansania, Sebastian aus Kenia und Franka aus Uganda. Mal davon Abgesehen
das es insgesamt eine schöne Woche war, in der wir zusammen viel Spaß hatte war
es wohl meine Albtraumwoche Ruandas: Mein Rechner machte plumps – und das war‘s mit ihm,
unser Workshop wurde notgebremst, meine Weihnachtspost wollte irgendwie nicht weg
(entweder war es zu teuer, die Post war geschlossen oder ich hatte nicht genug Geld mit)
und ich musste wieder feststellen, dass auf Reporter kein Verlass ist, sodass der verabredete
Termin mit einem Reporter von den Storymachern geplatzt ist.
Lassen wir die Woche aber mal Vergangenheit und stürzen uns auf meine Weihnachtsreise
– aber vorher erst Einmal die Hochzeit von unserem Sprachlehrer...
Amani weds A. Razia
so stand es auf der Einladung zur Hochzeit von unserem Sprachlehrer Amani, zu der wir
am Sonntag eingeladen waren. Um 10 sollte es mitten im Nichts irgendwo auf dem Land
losgehen. Wir trafen uns um halb sieben bei Amani zuhause und wurden mit einem
gecharterten Bus mitgenommen. Zu unserer großen Überraschung kam 10 Minuten später
tatsächlich Martin auf einen Moto (der gerade von seiner Tansania-Reise zurück kam)
an, unglaublich und das mitten im Nichts. Vor dem elterlichen Haus der Braut, waren
drei große Zelte aufgebaut, je eins für die beiden Hochzeitgesellschaften, wo jeweilig
Frauen und Männer getrennt saßen, und ein kleineres für das Brautpaar. Die Zeremonie
begann mit einer echt lustigen Diskussion zwischen den beiden Familienoberhäuptern:
Sie ist ja noch Schülerin, Amani hätte einmal ihren Bruder nicht mitgenommen, und eine
Reihe weitere Argumente die zur Verhandlung der Mitgift und Co. beitrugen. Natürlich
gab’s noch viele Geschenke, so wurde zum Beispiel mit Fanta angestoßen. So nach der
ganzen Verhandlung war es dann endlich mal soweit, Amani trat zu ihrem Vater und
bekundete dreifach, dass er bereit wäre sie zu heiraten. Das war nun also der formelle
Akt der Hochzeit. Nun später bekam er ein neues Gewandt, das Brautpaar stoß mit Fanta
in Sektgläsern an und führten sich gegenseitig das Glas zum Mund zum trinken, der wohl
romantischte Teil des Tages – denn einen Kuss sah man den ganzen Tag über nicht. Später
wurden dann noch groß Geschenke der Familien überreicht, es wurde Soda an die
Hochzeitgesellschaft verteilt und zum Büfett eingeladen.
Im Anschluss ging’s dann wieder zurück nach Kigali, na ok fast, es gab nämlich noch einen
kleinen Zwischenstopp bei einer Moschee zum Beeten, bei dem ich dabei sein durfte. Die
Moschee war eine kleine spartanische Lehmhütte mit Wellblech, zwei Fenstern, zwei Türen
und einigen Matten zum auslegen. Groß viel spannendes kann ich dazu aber jetzt nicht
erzählen, halt eben das klassische was man kennt: Wir zogen uns die Schuhe aus, gingen
rein, stellten uns nebeneinander auf, hinten die Frauen, vorne die Männer, vorne stand
der Vorbeter, und dann wurde sich mehrmals verneigt und hingekniet mit den arabischen
Worten zu Ehren Allahs. Im Anschluss gab es eine kleine Runde Stille, die jeder für sich
beendete und wieder heraus ging. Ich war sehr dankbar und erfreut dass ich einmal an
einem moslemischen Gebet teilhaben durfte. Ein freundlicher Mann, hat mir dann noch
einige Grundsachen erklärt und war im Nachhinein, glaube ich, sehr enttäuscht, dass mein
Interesse nur im Kennenlernen und nicht in der Konvertierung bestand.
So nun aber wirklich nach Kigali, ins moslemische Kulturcenter, zur großen Feier –
diesmal waren es so an die 600 Besucher statt den geschätzten 150 Besuchern am Morgen.
Die Feier stand in einem großen Art Theatersaal. Natürlich saßen wir wieder getrennt,
also diesmal halt eben nur die Geschlechter. Auf der Bühne war dann die Familien und
natürlich das Brautpaar welches feierlich durch den Mittelgang einzog. Es folgten Reden,
das obligatorischen Anstoßen mit Fanta, Anschneiden des Kuchen und vieles Mehr. Und es
wurde diesmal auch wieder Soda und Essen verteilt. Das Essen wurde ähnlich wie im Flugzeug
in Alu-Einwegschalen verteilt. Später wurden dann die Geschenke an das Brautpaar übergeben. Und so stellten wir uns auch in der Schlange an. Naja, die Mzungus wurden dann natürlich groß angekündigt, Amani nahm das Mikrophon, stellte uns kurz vor, und bat uns kurz auf Kinyarwanda zu Grüßen. Wir überreichten unsere Geschenke und gingen wieder nun reichlich bekannt von dannen.
Das war nun mein Eindruck von ein Ruandischen Hochzeit. Eine riesige
Coca-Cola-Werbeveranstaltung die sich echt lange hinzog bei der man eigentlich nur auf
seinen Stühlen saß und zuguckte. So waren wir alle doch recht froh als wir um Acht recht
müde nach Hause gingen, aber dennoch sehr erfreut über die neue Erfahrung.