Biancas Besuch
veröffentlicht am 29.06.2011
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Bianca's Besuch vom 10. bis zum 21. Juni 2011
Ein Bericht von Bianca selber

A = Alles anders

F = Flugkilometer: fast 7.000 km

R = Rwanda

I = Ich komme wieder

K = Kigali

A = An alle die nicht da waren: Ihr habt was verpasst

 

"Rwanda!?!"

"Wo fliegst du hin?"

"Was willste denn da?"

"Das finde ich toll, dass du das machst. Das hätte ich gar nicht von dir gedacht."

So und so ähnlich die Reaktionen, wenn man seiner Familie und seinen Freunden und Bekannten erzählt, wo mach seinen nächsten Urlaub verbringen wird. Wenn man die Widrigkeiten ignoriert hat, alle Impfprogramme hinter sich hat und man es geschafft hat seinen Flug im Internet zu buchen, dann kann die Reise losgehen... Nervös? - Ich doch nicht. - Zumindest wurde es, je näher die Reise rückte, besser :D

 

Nachdem dann auch die Technik meines Flugvogels nach einer Stunde Reparatur funktionierte, war ich dann tatsächlich auf dem Weg nach Afrika, Rwanda, Kigali...

Und was "die kleine Bianca im großen Afrika" [Zitat meiner Freundin Glenda] so erlebte, hiervon einige Ausschnitte:

 

Zunächst machte ich das, weswegen ich gekommen war: Urlaub. Nach einem Tag in Kigali zog es uns in den Westen des Landes. Nach Kibuye, an den Kivu-See. Neben einer traumhaft schönen Landschaft, hatte ich dort etwas unvermittelt meine erste Begegnung mit dem Genozid des Jahres 1994. Die Kirche, in der wir später auch einen Gottesdienst auf Kinyarwanda erleben durften, neben unserer Unterkunft, hatte eine entsprechende Gedenktafel. Und ich bin nicht sicher ob diese Stelle nicht auch als Grab für die ermordeten Menschen diente. Zurück in Kigali besuchte ich auch das Memorial, das dem Völkermord in Rwanda gewidmet ist. Obwohl ich mich nach dem Memorialbesuch zunächst dagegen entschieden hatte mich weiter auf den Spuren des Völkermordes zu bewegen, habe ich mich ein paar Tage später doch spontan zwei Leuten aus der Dane´s WG angeschlossen, die eine der Kirchen, die nach dem Genozid so belassen wurde wie sie war, besuchen wollten. Nur so viel: Die Bilder werde ich nie vergessen...

 

Und dann ging die Reise nach Bujumbura, der Hauptstadt von Burundi.

Da ich weiß, dass Dane dazu einen Stichwortzettel hat, der vor Stichwörtern fast platzt, werde ich es ihm überlassen darüber zu berichten. "Los, du bist dran." ;D

 

Nachdem man nicht in Afrika gewesen sein kann, ohne sich die Tiere angesehen zu haben, musste ich natürlich auch in den Akagera-Nationalpark. Hier war es leider zu unserem Nachteil, dass Trockenzeit herrschte. Am Ende haben wir statt "Millionen von Giraffen", ganze drei Stück gesehen :D Aber besser als gar keine, was uns tatsächlich auch hätte passieren können. Ach ja, wir wollen die anderen Tiere nicht vergessen: Zebras, Büffel, Wildschweine, Antilopen, viele Affenarten und sonstige Tiere und Vögel, die einfach nur schön waren anzuschauen. Safari gut, alles gut. :)

 

Wir hatten über Dane´s Office die Möglichkeit auf die „Naming Ceremony“ zu gehen. Das ist eine Publicity-Veranstaltung des Rwanda Development Board (RDB), bei der die im vergangen Jahr geborenen Gorilla-Babies ihre Namen erhalten. Nur nicht der falschen Vorstellung erliegen, dass man dort tatsächlich Gorillas sieht... Die Feier fand unter freiem Himmel am Fuße des Vulcano National Parks statt. Schon am Einlass wurde nach Hautfarbe getrennt. Weiße Menschen durften ohne Kontrolle der Einladungen automatisch geradeaus durchlaufen, Schwarze, sofern Sie keine Einladung hatten, mussten links abbiegen und sich in der Masse einen Stehplatz suchen. Als Weiße/r durften/mussten wir über eine Art rote Teppich gehen. Da wünschte ich mir zum ersten Mal, dass ich eine andere Hautfarbe hätte. Wir wurden unter einen Pavillon geführt, wo wir die Feierlichkeit über in Plastikstühlen sitzen durften. Man stelle ich also vor: 500, davon viele weiße Menschen, sind durch ein bisschen Wiese und eine Bühne von 5.000 Menschen, Otto-Normal-Bevölkerung, getrennt. Was stimmt an diesem Bild nicht...? Die Feierlichkeit selber war eine Mischung aus offiziellen Reden, traditionellem Tanz, der Bekanntgabe der Namen für die Gorilla-Babies durch Vertreter aus Kenia, Australien, Großbritannien, USA und lokaler Leute, den Auftritt von als hässlichen Gorillas verkleideten Menschen in Kostümen "made in china", und eines HipHop-Stars aus Uganda. Am Ende der Veranstaltung gab es für die Menschen unter dem Pavillon Getränke und Essen. Da die lokale Bevölkerung das wusste, die Veranstaltung fand nicht zum ersten Mal statt und dumm sind die auch nicht, beschlossen diese doch mal "gucken" zu gehen, ob für sie nicht auch etwas abfällt... Da von Absicherung des Lunte-Bereichs nicht wirklich die Rede sein konnte, kamen sobald mehr und mehr "unerwünschte Gäste" in diesen Bereich. Mit Bambusstöcken und was so zur Verfügung stand wurde auf diese Leute losgegangen, um Sie zu vertreiben. Ich selbst habe mich nicht bedroht gefühlt, aber ich fühlte ich extrem schlecht in meiner Haut und mit meiner Hautfarbe. Das konnte es doch auch nicht sein.

 

 

Nach dem Ende mit Schrecken am Vortag stand am nächsten Tag, der für mich im Nachhinein schönste, wenn auch anstrengendste Teil der Reise an: die Dschungelwanderung. Hinauf auf den Vulkan Bisoke, wo am Ende der Kratersee im inneren des Vulkans die Belohnung für unseren Aufstieg sein sollte. Nachdem sich unsere Gruppe (ein Guide, drei Militärs, drei Einheimisch zur Unterstützung derjenigen, die später Hilfe beim hinauf/hinunter klettern brauchen würden, ein paar Einzelkämpfer, eine Gruppe Freiwilliger aus USA sowie Dane und ich) gefunden hatte und wir unter fröhlichem "In the dschungle"-Gesängen eines Amerikaners gut die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht hatten, erklärte uns unser Guide, dass jetzt das "real hiking" beginnen würde. Und, oh ja, er hatte nicht zu viel versprochen. War der bisherige Weg schon anspruchsvoll gewesen, wurde es jetzt richtig ernst. Es ging steil bergauf, die Schlammstellen im Boden wurde sehr viel mehr, es wurde neblig, regnerisch und kühl. *Hätte man mal ein Regencape gedacht.* Wir stiegen durch bzw. in den Nebel bis ganz nach oben auf den Rand des Vulkans um... nichts, richtig "nichts" zu sehen. Der Nebel war so dick, dass man höchsten 10m weit sehen konnte. Geschweige denn auf einen See im Vulkan :( Umsonst der schöne Aufstieg? Nein, so auch wieder nicht. Der Bäume auf dem Weg mit den Lianen im Nebel sahen einfach atemberaubend aus. Die ganze Natur war einfach nur atemberaubend schön. Allein das war jede Anstrengung wert. Wir haben es aber dann nicht lange dort oben ausgehalten und sind kurz darauf wieder den Vulkan hinab gestiegen. Das war ein, für diejenigen die noch gut bei Kondition waren, teilweise fröhliches herunter springen, von einer Wiese zur nächsten bzw. um das nächste Schlammloch herum springen. Für mich und einige andere war es irgendwann nicht mehr wichtig, dass man schon wieder im Schlamm stand bzw. die Jeans noch dreckiger wurde. Wir waren einfach nur froh weiter zukommen. Erzählungen unseres Guides wie "wir können froh sein dass Trockenzeit ist, sonst steht man hier schon mal bis zu den Hüften im Schlamm" ließen den "vielen" Schlamm nur noch "ein bisschen" Schlamm sein :D Am Ende gab es wohl keinen der nicht kaputt aber glücklich war den Vulkan bezwungen zu haben.

 

Nach so einem anstrengenden Tag hatten wir uns einen Tag am See verdient. Und so führte unsere Reise weiter nach Gisenyi, an das nördliche Ende des Kivu-Sees. Und was soll ich sagen? Am Privatstrand eines fünf Sterne Hotels, wo einem ganz selbstverständlich die Liegeauflagen gebracht werden, lässt es sich prima entspannen. Es war für mich immer beeindruckend und erschreckend zugleich wie meine weiße Hautfarbe die Eintrittskarte in diese "Luxuswelt (für Weiße)" war, auch wenn ich gar nicht dort wohnte. Diese Erfahrung hatte ich auch vorher bereits im Hotel "Des Mile Collins" in Kigali gemacht. Die Hautfarbe machte, mal wieder, den Unterschied. Willkommen in Afrika des weißen Mannes...

 

Was bleibt sonst noch zu erzählen?

Kigali: Wie sich Dane und die anderen dort zurecht findet, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Ich war schon froh, dass ich am Ende wusste, wo ich dem Moto-Fahrer sagen musste, wenn er im richtigen Stadtteil waren, er soll halten.

Das Obst: Ein Traum. Ich habe nie besseres Obst gegessen. Und sollte ich mich an Weihnachten wieder einmal über die Kerne in den Mandarinen ärgern, dann werde ich wohl ganz schnell wieder an die zwanzig(!) Kerne in einer afrikanischen Mandarine denken. Das war nicht witzig^^

Die Menschen: Auch ich war eine Mzungu, eine Weiße und wurde, wie zu erwarten war, überall angesprochen. Komischerweise habe ich das im alltäglichen Leben gar nicht so negativ empfunden. Die Erfahrungen die ich auf der „Naming Ceremony“ und auch in den Luxus-Hotels machte, haben dazu geführt das "angesprochen werden" ein bisschen relativ zu sehen. Das ist nichts im Vergleich zu den anderen Erfahrungen.

Viele, v.a. Kinder haben mich mit folgenden Sätzen angesprochen, um "Kontakt nach Europa zu machen". Selbst wenn sie sonst kein Englisch konnten, folgende Sätze hatten Sie in der Regel drauf:

How are you?“, „Whats your name?“, „Where you from?“, „Did you finish university?“, „Can I have your email?“ oder auch ganz einfach: „Give me money!“

 

Alles in allem war die Entscheidung diese Reise zu machen, eine der besten Entscheidungen, die ich bisher in meinem Leben getroffen habe. Das mag, wenn man in Deutschland "sitzt", ein bisschen übertrieben klingen, aber "da" gewesen zu sein, ist einfach eine Bereicherung und eine Erweiterung des Horizonts, die man nur vor Ort erleben kann.

Zurück hier in Deutschland möchte ich am liebsten gleich weiterreisen. Auf zu weiteren Ländern und noch mehr neuen Ufern. Es gibt einfach zu viel zu entdecken...

 

 

PS - auf den Bericht vom Elternbesuch:

An dieser Stelle möchte ich mich bei Mama und Papa von Dane für Ihren Besuch im Januar bedanken. Papa von Dane hat den Wasserhahn an der Dusche repariert *Frau sagt "Danke"* und die Maßnahmen von Mama von Dane für die Küche (kaufte der Männer-WG Tupperboxen für die Sachen die man(n) lagerte) haben dazu geführt, dass ich nicht im Einklang mit dem was krabbelt leben musste und auch dank Dane`s "Ich muss mal eben noch das Haus sauber machen-Aktion" fand ich dann ein doch recht gemütliches Haus vor, als ich angekommen war. Dass manche Dinge etwas karg waren und ganz bestimmt nicht immer deutsch richtig, sauber und korrekt waren störte mich nicht. Nach den Erzählungen von Mama von Dane hatte ich schlimmeres erwartet und war daher positiv überrascht. Und selbst die durchgelegene Schaumstoffmatratze hatte irgendwo einen Fleck der "schlafbar" war. Ich hätte kein Hotel dagegen eingetauscht.